100 Jahre Hamburger VHS

41 100 JAHRE HAMBURGER VOLKSHOCHSCHULE | | GEDENK- UND BILDUNGSSTÄTTE ISRAELITISCHE TÖCHTERSCHULE LE FRÜHER 1989 wurde die Gedenkstätte Israelitische Töchter- schule in Trägerschaft der Hamburger Volkshochschule eröffnet. In den Jahrzehnten davor, nach Schließung der Schule 1942, wurde das Gebäude für verschiedene Zwecke genutzt, nichts wies auf die Vergangenheit hin. Erst 1977, zu der Zeit war dort eine Sprachheilschule untergebracht, machte eine ehemalige Schülerin bei ihrem Besuch auf die besondere Geschichte aufmerk- sam. Dass es heute eine Gedenkstätte ist, ist vor al- lem Dr. h.c. Ursula Randt (1929-2007) zu verdanken. Sie war Lehrerin an der Sprachheilschule und maß- geblich an den Nachforschungen zur Geschichte des Hauses beteiligt. Seit 1998 ist das denkmalgeschützte Haus nach Dr. Alberto Jonas, dem letzten Schulleiter, benannt. HEUTE Die Trägerschaft der VHS ermöglicht die Verbindung von Erinnern und Lernen – so bleibt der historische Ort lebendig, und öffentliches Gedenken wird mit breit angelegter Bildungsarbeit verbunden. Ganz nebenbei lernen Migrantinnen und Migranten Idee und Geschichte des Hauses kennen. Ein Auszug des Angebots: ■ Stadtgänge ■ Führungen durch die Gedenkstätte ■ Kurse, Bildungsurlaube, Veranstaltungen zum Thema Judentum ■ Theaterstück „Das ist Esther“ in Kooperation mit dem Thalia Treffpunkt ■ Jiddisch- und Hebräisch-Kurse ■ allgemeine VHS-Kurse wie Gitarre oder Deutsch als Fremdsprache im Sommer 2018 nach Hamburg kommt, gibt es einen besonderen Anlass: Die Stolpersteine für ihre deportierten Urgroßeltern werden vor die- sem Haus enthüllt. Drei Jahre hat es gedauert von Horns erster Kontaktaufnahme zu dem Stolper- steine-Projekt des Künstlers Gunter Demnig bis zu diesem Moment. Zeitzeugen machen Geschichte lebendig Horns Großmutter Elli, die 1939 bei ihrer Aus- reise nach New York erst zwölf Jahre alt war, ist eine der letzten Überlebenden der ehemaligen Schülerinnen. Aber es sind diese Ehemaligen, die das Leben der Gedenkstätte entscheidend mit- geprägt haben: So war Esther Bauer, die Tochter des in Theresienstadt gestorbenen letzten Schul- leiters Alberto Jonas, viele Jahre als Zeitzeugin für Hirsch und die Hamburger Volkshochschule aktiv und hat Menschen ihre Geschichte erzählt. An Esther Bauer und ihr Leben erinnert zudem das Ein-Personen-Stück „Das ist Esther“. Dieses Stück – eine Kooperation zwischen demThalia Treffpunkt und der Hamburger VHS – wird seit einigen Jahren mit großem Erfolg in der Gedenk- und Bildungsstätte in Schulvorstellungen und abendlichen Vorstellungen aufgeführt. Auch die ehemalige Schülerin Steffi Witten- berg hat bis zu ihrem Tod 2015 vielen Menschen aus ihrem Leben berichtet. Durch sie, ebenfalls eine Schulfreundin der nach Polen deportierten Mirjam, gelangten Kopien der historischen Briefe zwischen den Schülerinnen in die Gedenk- und Bildungstätte. Einige der Originale befinden sich in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Steffis Biographie hat Hirsch aufgeschrie- ben und veröffentlicht sie in einem Buch. In Teilen konnte Steffi mitwirken, der Rest entstand nach ihrem Tod. In dem Buch spielen die Briefe eine wichtige Rolle, sind sie doch ein ganz beson- deres Zeitdokument. Aber auch sonst ist Hirsch trotz Pensionierung weiterhin in der historischen Arbeit aktiv, führt in Stadtgängen durch die ehe- maligen jüdischen Viertel Hamburgs und bietet neu an der Volkshochschule einen Bildungsur- laub zu Hamburgs jüdischer Geschichte an. Die Nachfolge in der Gedenk- und Bil- dungsstätte liegt heute bei Dr. Anna von Villiez in versierten Händen. Wie Hirsch ist sie promo- vierte Historikerin und eine hervorragende Kennerin der jüdischen Geschichte. „Erika Hirsch hat dieses Haus geprägt und ich freue mich darauf, ihre Arbeit weiterführen zu können, aber auch neue Akzente zu setzen“, sagt von Villiez. Besonders faszinieren sie die Lebensgeschichten und Schicksale, von denen sie durch ihre Arbeit erfährt. Kurz nachdem sie ihre Arbeit in der Gedenk- und Bildungsstätte begonnen hat, führt sie Lily und Hannah durch das Gebäude und begleitet die beiden ein kleines Stück auf ihrer Reise auf den Spuren ihrer Großmütter. Spontan macht von Villiez sogar bei einer von Schwadrons Performances im ehemaligen Naturkunde- raum mit – allerdings dieses Mal ohne Publikum. *Die Ida Ehre Schule, damals noch Jahnschule, besuchte Ursula Lievendag bis sie 1935 auf die Israelitische Töchterschule wechselte. Inge Mandos, damals Lehrerin an der Schule, hat ehemalige jüdische Schülerinnen und Schüler ausfindig gemacht und kontaktiert. GESCHICHTE IST IMMER VERKNÜPFT MIT GESCHICHTEN, UM DIE FAKTEN HERUM BLEIBEN DIE MENSCHEN LEBENDIG. DR. ERIKA HIRSCH VHS Hamburg – Region Mitte/Eimsbüttel Dr. Alberto-Jonas-Haus

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