100 Jahre Hamburger VHS

35 | PORTRÄTS KURSLEITENDE 100 JAHRE HAMBURGER VOLKSHOCHSCHULE | David Suhlrie, Jahrgang 1995 SCHNELL AUF AUGENHÖHE Bisher hat der 24-jährige Schlagzeuger und Percussionist noch niemanden in seinen Cajon-Kursen gehabt, der oder die jünger war als er. Aber Gleichaltrige waren schon dabei, Ältere natürlich auch. „Die Kurse sind in jeder Hinsicht gemischt“, berichtet David Suhlrie. Studierende, junge Eltern, Rentner, Menschen mit Migrationshinter- grund – über die gemeinsame Freude am Musizieren finden sie schnell zusammen. Autoritätsprobleme hat Suhlrie keine. „Manche sind am Anfang etwas skeptisch, weil ich so jung bin, aber das verfliegt schnell.“ In seinem Leben dreht sich alles um Musik. Zum Berufsmusiker ausgebildet wur- de er an der Hamburger School of Music, er spielt Schlagzeug in drei Bands – mal Jazz-Fusion, mal Soul, mal progressiver Heavy Metal. „Manchmal werde ich für Musicals gebucht oder helfe in Bands aus.“ Tagsüber unterrichtet er an Mu- sikschulen oder gibt Privatun- terricht. Langeweile hat er nie. Heike Stensale, Jahrgang 1971 (nicht im Bild) MIKROKOSMOS SCHAFFT NÄHE Den Kontakt zur VHS fand die damalige Soziologiestudentin mit der Zusatzqualifikation Deutsch als Fremdsprache über einen Aushang an der Uni. Das ist mittlerweile fast 19 Jahre her. Lange Jahre arbeitete sie für verschiedene Institutio- nen, zurzeit nur an der VHS. In ihrem Intensivkurs Deutsch auf dem Fortgeschrittenen-Niveau B2 erlebt sie interkultu- relles Miteinander hautnah. Wie in dieser Geschichte: „In einem Kurs hatten wir einen israelischen und einen paläs- tinensischen Teilnehmenden. Anfangs gingen sich die bei- den aus dem Weg, später wurden sie die besten Freunde.“ In dem Mikrokosmos Sprachkurs lernen sich die Menschen kennen. Manchmal feiern sie zusammen, bringen fürs Buf- fet ein Gericht aus ihrer Heimat mit. „Natürlich gibt es auch tragische und traurige Momente, denn einige der Menschen haben bereits viel durchgemacht“, erzählt Stensale. Yukiko Possel, Jahrgang 1961 BEZIEHUNGEN WERDEN AUFGEBAUT 2009 kam die Diplom-Pädagogin über ein Prak- tikum zur VHS, seitdem ist sie in vielen Funktio- nen dort aktiv gewesen, hat Müttersprachkurse angeboten, als Pädagogische Mitarbeiterin im Bereich Grundbildung und Drittmittelprojekte gearbeitet, ein Nachbarschaftsmütter-Pro- jekt koordiniert und bietet derzeit einen Alphabetisierungskurs an. Die Teilnehmen- den sind oft eine sehr bunte Mischung der Gesellschaft – da lernt ein Gerüstbauer mit deutschem Hintergrund gemeinsam mit einer verschleierten Frau aus Afghanistan Lesen und Schreiben. So werden Vorurteile abgebaut und die Teilnehmenden lernen Toleranz. „Das Miteinander macht etwas mit den Menschen, bei uns ist nicht nur der Lern- stoff wichtig.“ Ying Guo, Jahrgang 1980 VON CHINA ÜBER MEXIKO NACH HAMBURG Sie Chinesin, er Hamburger, in Mexiko kennen gelernt – die Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin lebt ein Leben zwischen den Kulturen. Mit ihrem Mann kam sie 2012 nach Deutschland, erster Kontakt mit der VHS war ihr eigener Deutschkurs. Bereits kurz danach, im Februar 2013, begann sie selbst als Kursleite- rin bei der VHS. Hauptsächlich unterrichtet sie die chinesische Sprache, Anfänger- oder Schnupperkurse. „Chinesisch ist schwer zu lernen, deshalb kommen leider nur wenige über das Niveau von fortgeschritte- nen Anfängern hinaus“, bedauert Yin Guo. Wer bei ihr lernt, bekommt auch einen Einblick in die chinesi- sche Kultur, lernt die interkulturellen Unterschiede und Stolpersteine kennen. „Wir denken anders, das System ist anders.“ Gerade neu hinzugekommen sind die beiden Kurse: „Deutschland als Kolonialmacht in China“ und „China – Land und Leute“.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTI1MjU=