Jahresbericht 2017

Gesprächskreis, weil ich weiß, wie wichtig es ist, Deutsch zu lernen und dabei Hilfe zu haben.“ Einer, der gern herkommt, um sich mit Leuten aus seiner Nachbarschaft auszutau- schen, ist Pietro Bacchi. Der 82-jährige ge- bürtige Sizilianer lebt seit bald 60 Jahren in Hamburg. „Ich bin der einzige Italiener hier“, berichtet er. Die anderen Teilnehmenden kommen aus der ganzen Welt. Aus afrika- nischen und asiatischen Ländern, seit ei- niger Zeit sind immer mehr Syrer dabei.“ Menschen aus 70 Nationen leben in der Hochhaussiedlung Osdorfer Born, die eine der ersten in Hamburg war. Knapp 10.000 Menschen auf einer Fläche von 0,7 Quadrat- kilometern in bis zu 20-stöckigen Häusern. Das funktioniert hier gut. Man kennt sich, viele Bewohnerinnen und Bewohner leben hier von Anfang an. Der Osdorfer Born wird gelegentlich als sozialer Brennpunkt be- zeichnet, ist aber kein klassischer „Problem- stadtteil“. Dennoch: Wegen der fehlenden U- oder S-Bahn-Anbindung sind Angebote im Stadtteil stark nachgefragt. Besonders von Leuten, die nicht gut zu Fuß sind oder kein Auto besitzen. Und das sind sehr viele. So war es eine echte Bereicherung, als die Hamburger Volkshochschule 2002 ihre Bildungseinrichtung „BLiZ – Borner lernen im Zentrum“ eröffnete. Zunächst für fünf Jahre aus EU-Fördergeldern finanziert, steht das BLiZ seit zehn Jahren auf eigenen Beinen. Seit 2007 wird es von Kerstin Wolf geleitet. „Hier läuft es anders als sonst in der Hamburger Volkshochschule“, erzählt die 50-jährige Sozialpädagogin. „Es reicht nicht, Flyer auszulegen. Wir gehen hier auf die Leute zu und sprechen sie aktiv auf un- sere Angebote an. Der direkte Kontakt ist viel wichtiger als anderswo.“ Die Grundidee des BLiZ: ein möglichst offenes und nied- rigschwelliges Programm schaffen, welches optimal auf die Bedürfnisse des Stadtteils zugeschnitten ist. „Unser Angebot um- fasst 13 Kurse, das ist im Vergleich zu an- deren VHS-Standorten wenig“, so Kerstin Wolf. Aber deshalb nicht weniger relevant, schließlich wird das Programm immer wie- der angepasst. So wurden jüngst Gedächt- nistraining und Smartphone-Kurse für Seni- oren eingeführt. Für die Handy-Workshops gibt es lange Wartelisten. Kerstin Wolf: „Es ist toll zu sehen, wie Menschen, die lernen wollen, ihre Scheu verlieren, wenn sie et- was geschafft haben.“ Frau Wolf teilt sich ihr Büro im Bürger- haus Bornheide mit ihrer Kollegin Miriam „Ich komme her, um mich mit anderen Leuten zu unterhalten“ pietro bacchi ist Rentner. 1954 ist er von Sizilien ins Saarland ausgewandert, seit 1959 lebt er in Hamburg, wo er lange einen Schumacherladen im Grindelviertel betrieb Der Osdorfer Born wurde Ende der 1960er-Jahre erbaut und war eine der ersten Hochhaus­ siedlungen der Stadt. Heute leben hier rund 10.000 Menschen 27

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