100 Jahre Hamburger VHS
EINE BUNTERE MISCHUNG VON MENSCHEN In den letzten Jahren wurde das Angebot an Deutschkursen massiv ausgebaut, wie geht es weiter? Unser Angebot ist über die Jahre kontinuierlich ge- wachsen, 2016/17 konnten wir die Nachfrage durch den Zuzug der Flüchtlinge kaum bedienen. Jetzt hat sich die Lage auf hohem Niveau wieder entspannt. In unseren Kursen sitzt wieder eine buntere Mischung von Menschen – Frauen und Männer aus vielen ver- schiedenen Kulturen lernen gemeinsam. Das belebt den Unterricht und die Lernenden profitieren von die- ser Heterogenität. Im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) ist immer die Rede von knappen Ressourcen – wie sieht es bei Ihnen aus? Mittlerweile sind wir gut aufgestellt. Wir haben in den letzten Jahren zwei neue Standorte dazubekommen und bieten nun Unterricht breit über die Stadt verteilt an. Qualifizierte Lehrkräfte für DaF sind nach wie vor eine knappe Ressource, aber bei uns arbeiten die Kurslei- tenden gerne. Sie schätzen uns als verlässlichen und kompetenten Auftraggeber. Wir beraten fachlich, unter- stützen und helfen bei Problemen und bieten viele Mög- lichkeiten der Fortbildung. Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass unsere Teilnehmenden nicht nur Deutsch, sondern auch viele andere Dinge bei der Hamburger Volkshochschule lernen. Um beruflich bes- ser qualifiziert zu sein, brauchen sie zum Beispiel EDV- oder Englischkompetenzen. Zur wirklichen Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehören aber auch andere Angebote dazu – Fotografie, politische Bildung, Kochen … Ich wünsche mir daher, dass es uns zunehmend gelingen wird, Teilnehmende aus den Deutschkursen zu motivieren, auch andere Angebote wahrzunehmen. Denn: Lebenslanges Lernen wird für uns alle immer wichtiger werden. ANGELINA STERN, Leiterin VHS- Zentrum Deutsch als Fremdsprache bahn der Förderung“, berichtet Stern. Damals wurden die Integrationskurse aus Bundesmitteln ins Leben gerufen. Ab 2010 hat die Hamburger VHS im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), gefördert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF), berufsbezogene Projekte durchführen können. Im September 2016 wurde dieses Programm von den berufs- bezogenen Sprachkursen (DeuFöV) abgelöst. In Hamburg gibt es 42 weitere Träger, die Inte- grationskurse anbieten. Dazu Stern: „Es ist eine gigantische Summe, die an Fördermitteln zur Verfügung gestellt wird. Deutschlandweit haben dadurch die Migrantinnen und Migranten die Chance, eine solide Sprachförderung zu bekom- men.“ Diese staatlich geförderten Programme haben ein komplexes Regelwerk, der Verwal- tungsaufwand ist hoch, der Gestaltungsspielraum eher klein. Trotzdem gelingt es Stern und ihren Mitarbeitenden hier durch Qualität Akzente zu setzen – etwa in der umfassenden Beratung, die zur passgenauen Kurswahl führt. Sprachkurse auf allen Niveaus Zusätzlich gibt es bei der Hamburger Volkshoch- schule offene Deutschkurse auf allen Niveaus von Alphabetisierung bis zur obersten Stufe des Refe- renzrahmens. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der großen Volkshochschulen, kein anderer Trä- ger bietet das in Deutschland. „Hier können wir experimentieren, es gibt auch besondere Kursfor- mate wie Schreib- oder Grammatiktraining“, sagt Stern. Die Arbeit im Hamburger VHS-Zentrum Deutsch als Fremdsprache ist oft fordernd. Aber eines ist sie nie: langweilig! Durch ihre integra- tive Arbeit ist die Hamburger VHS für Migran- tinnen und Migranten unverzichtbar geworden. Mitra, Joao und Arylone und Tausende weitere Menschen, die voller Hoffnung in die Stadt gekommen sind, können sich nun verständigen, haben Arbeit gefunden und integrieren sich täglich ein Stück mehr in den deutschen Alltag. Joao spielt sogar mit dem Gedanken, sich ein Fahrrad zu kaufen. 42 weitere Träger für Sprachkurse gibt es allein in Hamburg. 60 | 100 JAHRE HAMBURGER VOLKSHOCHSCHULE DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE |
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