100 Jahre Hamburger VHS

40 | 100 JAHRE HAMBURGER VOLKSHOCHSCHULE „Ich war tief bewegt von den Parallelen zwischen den Geschichten, von der Flucht, von Menschen im Exil damals und heute“, erzählt Schwadron. Auch für die Historikerin Dr. Erika Hirsch, bis Anfang 2018 Leiterin der Ge- denk- und Bildungsstätte Israelitische Töchter- schule, ist Geschichte immer verknüpft mit Geschichten, um die Fakten herum werden die Menschen lebendig. Das Gehörte bleibe so im Gedächtnis, präge sich ein und wirke noch lange nach. Tausende von Menschen hat Hirsch in den letzten 30 Jahren durch die Fotoaus- stellung in der ehemaligen Schule geführt. Es ist ein Glücksfall für die Ausstellung, dass ein Fotoalbum von 1924 erhalten geblieben ist, ein Geschenk an die damalige Schulleiterin. Jeder Unterricht wurde fotografiert, fast alle dama- ligen Lehrerinnen, Lehrer und Schülerinnen sind daher auf den Bildern zu sehen. Die Bilder strahlen Freude aus – die Israelitische Töchter- schule war ein Ort, an dem die Mädchen gebor- gen waren und eine moderne und gute Bildung erhielten. In den jüdischen Schulen waren die Kinder unter sich und damit noch relativ ge- schützt vor dem Alltag in der NS-Zeit. „Damals wäre niemand auf die Idee gekommen, dass nur wenige Jahre später viele Juden aus Hamburg fliehen würden. Hamburg war die Heimat dieser Menschen“, erläutert Hirsch. Zu den vielen Besuchergruppen der Foto- ausstellung gehören seit Anfang der Neunziger- jahre auch die alljährlich kommenden Gäste des Hamburger Senats, jüdische ehemalige Hambur- gerinnen und Hamburger, ihre Kinder und En- kel. Ursula und Elli gehörten nicht dazu: Ursula kam nie wieder; Elli nur ein einziges Mal in den Fünfzigerjahren. Damals fand sie im ehemaligen Haus der Familie in der Wohlers Allee sogar noch Teile der alten Möbel vor. Als ihre Enkelin Hannah Schwadron lässt die Geschichte ihrer Gr0ßmutter nicht los. Mehrfach kehrte sie nach Hamburg zurück, um die Erinnerungen in verschiedenen Projekten und Performances lebendig zu halten. ICH WAR TIEF BEWEGT VON DEN PARALLELEN ZWISCHEN DEN GESCHICHTEN, VON DER FLUCHT, VON MENSCHEN IM EXIL DAMALS UND HEUTE. HANNAH SCHWADRON

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