100 Jahre Hamburger VHS
FOTOS | HAMBURGER VHS; STAATSARCHIV HAMBURG: WILLI BEUTLER Von 1933 bis 1945 änderte sich das Programm der Hamburger VHS: Nun werden Kurse über Rassenlehre und Heeresgeschichte angeboten. 21 100 JAHRE HAMBURGER VOLKSHOCHSCHULE | DAS ANGEBOT ÄNDERTE SICH RADIKAL. KURSE ÜBER RASSENLEHRE UND HEERESGESCHICHTE STANDEN NUN AUF DEM PROGRAMM. er diesen nicht mehr. Die NSDAP übernahm vorher auch in Hamburg die Macht. Im Juni 1933 versetzte die Schulbehörde Kurt Adams in den Ruhestand. Ersetzt wurde er durch den National- sozialisten Heinrich Haselmeyer, der die VHS vorher hart bekämpft hatte. Das Angebot änderte sich radikal. Kurse über Rassenlehre und Heeres- geschichte standen nun auf dem Programm. „So vollkommen neu aufgebaut, steht die Volkshoch- schule restlos im Dienste unseres Volkes; deswe- gen wird in Zukunft kein Marxist und kein Jude mehr dort lehren“, erklärte der neue Direktor gegenüber der gleichgeschalteten Presse. Auch Margarete Uetzmann durfte keine Kurse mehr anbieten: Frauenrechte waren als Thema nicht mehr erwünscht. Von den 147 Dozentinnen und Dozenten, die vor 1933 an der VHS beschäftigt waren, blieben 14. Und die neuen Anmelde- formulare enthielten nun die Frage: „Arische Abstammung: ja oder nein?“. Haselmeyer blieb nur kurz im Amt. Im Oktober 1936 schloss ihn die NSDAP aus – wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit. Damit verlor er auch seinen Posten bei der VHS. Sein Nachfolger war ab 1938 für eine sehr viel größere Institution verantwortlich: Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1938 kamen die bis- lang unabhängigen Volkshochschulen in Altona, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg dazu. Mit dem Krieg, der mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann, veränderte sich das Angebot weiter. „Für viele ist es einfach undenkbar, den ganzen Tag nur in Lebensmit- telkarten, in Punktsorgen und in Kohle- und Kartoffelnöten zu machen“, stellte die Gau-Ar- beitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung 1940 fest. „Diese einseitige Spannung verlangt natur- notwendigerweise einfach ein Gegengewicht (...) wenn wir nicht wieder Gefahr laufen wollen, dass die ungelösten Spannungen sonst nach allen anderen Seiten irgendeinen Ausgang suchen (...) und dort finden werden, wo innerpolitische Ge- fahrenmomente“ lauerten. 1942/43 nutzten 25.000 Hamburgerinnen und Hamburger das Angebot der VHS, die nun anders hieß: „Volksbildungsstätte“. Selbst
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