Jahresbericht 2017
Manchmal genügt eine Nähmaschine, um vermeintliche kulturelle Grenzen aufzuheben Der Wohngruppenerzieher, der mit seinen Kids Rucksäcke nähen möchte. Die Rentnerin, die im Nähen eine neue Aufgabe gefunden hat. Die junge Mutter, die Babykleidung selber machen möchte. Die Muslima, die ihre eigenen Entwürfe tragen möchte. Im Wilhelms burger Schneiderkurs von Christine Grabber treffen sich Menschen aller kultureller und sozialer Hintergründe, um sich gemeinsam einem Thema zu widmen. Es werden Kanten versäubert und Nähte verstürzt – und ganz nebenbei Freundschaften geschlossen. „Beim Arbeiten tauschen die Leute sich aus. Da wird dann der Ramadan mit der deutschen Fastenzeit verglichen, und es werden Begriffe aus dem Schneiderhandwerk in alle möglichen Sprachen übersetzt, damit auch jeder versteht, worum es geht“, berichtet Christine Grabber, ausgebildete Modedesignerin und Damenschnei- derin. „Wenn man ein Thema hat, mit dem man sich individuell aus- drücken kann und das einen interessiert, ist die kulturelle Herkunft egal. Außerdem ist der Wunsch, gut angezogen zu sein, keine Frage des Alters, des Geschlechts oder der Religion.“ Nach demMittwochs- kurs gehen die Teilnehmenden gern noch zusammen mittagessen, die Gruppe hat im Sommer zusammen gegrillt, und imDezember gab es eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Ein schönes Beispiel für gelebte Integration in VHS-Kursen – und zwar gerade in jenen, welche aufgrund ihres Themas unterschied- liche Menschen ansprechen und so besonders bunte, heterogene Gruppen hervorbringen. Gemeinsame Interessen fördern soziale Integration Die VHS-Themensparte „Kultur und Kreativität“, worunter auch die Schneiderkurse fallen, hatte 2017 mit 18.350 fast exakt so viele Be- legungen wie „Deutsch als Fremdsprache“ und ist damit eine wichtige Säule des Gesamtangebots. i n Z a h l e n Foto: markus hertrich 19
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